Seelenfrieden - der Tanz mit dem Pferd
Auch wenn du selbst nichts mit Pferden am Hut hast, wirst du anhand der folgenden Geschichte einige Anregungen für dich mitnehmen können. Denn hierbei ist das Pferd der Spiegel, das Instrument, der Ausdruck. Ich möchte dir von einem der wichtigsten Momente meines Lebens erzählen, wie ich zu diesem gekommen bin und welche Folgen sich daraus ergeben haben.
Ich möchte dir diesen Brief schicken, in dem Wissen, dass du eines Tages einen ebensolchen Moment erleben wirst und dich dann daran erinnerst, was du hier gelernt hast. Vielleicht hattest du diesen Moment auch schon und bist dir dessen bewusst, was er für dich bedeutet hat - dann ist das hier deine Erinnerung, dich wieder in dieses Gefühl zu begeben und von dort aus dein Leben zu steuern.
Der Weg des Pferdes
Ich möchte dich nicht mit meiner Biografie langweilen, sondern zum Punkt kommen.
Als Kind war ich immer ein Außenseiter. Aber ich habe schon immer ein Faible für Pferde gehabt. Lange konnte ich ihnen nicht nahe sein, doch auf dem Weg zum Erwachsenwerden bekam ich die Chance, zwei Jahre intensiv reiten zu lernen. Was ich auch lernte, war ein sehr bitterer Umgang mit dem Partner Pferd. Die Lebensumstände der Tiere waren zu Beginn der 00er Jahre noch trostlos und die Tiere zeigten das sehr deutlich - vor allem sah ich es in ihren Augen. Ich dachte, alle Pferde hätten einen tief traurigen Blick, als würden sie die ganze Welt bedauern. Und das galt auch für die Pferde, die gar nicht zur Reitschule gehörten, sondern liebevolle Besitzer und Bezugspersonen hatten.
Die Menschen gingen genau so auch mit einander um - und mit mir.
Es gab allerdings zu dieser Zeit bereits ein Erlebnis, von dem ich nicht sagen kann, wie es wirklich zustande kam. Ich half am Wochenende mit dem Stalldienst aus. Die Person, die mich anleitete, nannte mir den Namen eines der Pferde, das ich bürsten sollte. Aus einem unerfindlichen Grund hatte ich das Bild einer Friesenstute im Kopf, die dort ebenfalls eine Box hatte. Sie war ein Privatpferd, wie man so sagt und hatte gerade ein Fohlen. Unbeaufsichtigt und völlig eins mit mir selbst ging ich dieses Pferd bürsten. Anfangs ein wenig schüchtern, aber sehr schnell wurde ich mit dem Pferd warm. Es war einfach nur Frieden.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging. Ich weiß nur, dass ich fast fertig war und plötzlich die Anleiterin vor der Box auftauchte und völlig entsetzt war. Dieses Pferd hätte ich im Leben nicht anfassen dürfen. Es war ein sehr wertvolles Tier und ich hätte mich (und die Stute mit ihrem Fohlen) verletzen können.
Natürlich war das mein Fehler. Weder hatte ich richtig auf die Anweisung gehört, noch zweimal nachgedacht, dass ich selbstverständlich nur die Pferde anfassen durfte, die zur Reitschule gehörten. Mein Kopf hatte geschwiegen und ich war völlig selbstverständlich und selbstbewusst im Glauben gewesen, dass ich alles richtig machte... Wie es der Zufall wollte, bekam ich später die Chance, diese Stute zu reiten. Leider kam ich mit dem ganzen Trubel und menschlichen Konflikten nicht zurecht, weshalb ich bald dem Stall den Rücken kehrte. Ich bin sicher, die Besitzerin der Friesenstute und ich, wir hätten uns gut verstanden.
Die Begegnung mit Shadow
Ein ähnliches, aber wesentlich bewussteres Szenario begab sich knapp 10 Jahre danach. Ich hatte einen Stall gefunden, in dem man menschlich mit einander umging und die Tiere von Anfang an einen glücklichen Eindruck machten. So kam es dazu, dass ich dort anfing in Vollzeit zu arbeiten - Pferdepflege und Training war jetzt mein Job.
Shadow kam ziemlich verstört zu uns an den Stall. Der Vorbesitzer hatte sie als Waldrückepferd genutzt und schließlich verkauft. Ihre Zukunft sollte die Reitschule sein. Dafür musste sie aber erst trainiert werden, da sie viele Ängste mit brachte und schlicht das normale Handling verweigerte. Dieses Pferd hat gestandenen Männern Hände gebrochen und hätte noch mehr Leute ins Krankenhaus gebracht.
Es gab diesen Tag, an dem es meine Aufgabe war, sie zu bürsten. Ich hatte ein striktes Verbot, ihr die Füße sauber zu machen, da sie zuvor schon ein Berühren der Füße mit Abwehr quittiert hatte. Es waren erfahrenere Leute dran gewesen, die sie nicht überzeugen konnten. Trotzdem war ich beim Bürsten so in meiner Welt und eins mit dem Pferd, dass ich es völlig selbstverständlich einfach tat - Shadow gab freiwillig die Hufe.
Die Chefin kam erst mit dem nächsten Auftrag, als ich bereits fertig war. Aber von dem Tag an hatte ich zu Shadow eine gewisse Bindung. Sie ließ bei mir Dinge zu, die für andere unmöglich waren und ich brachte ihr bei, nach und nach auch anderen zu vertrauen.
Und damit sind wir bei dem Moment, auf den ich hinaus möchte. Shadow hatte sich gut eingelebt und zeigte immer mehr von ihren guten Seiten. Eines Tages hatte ich sie im Training, um sie mit neuen Dingen vertraut zu machen - eine Plane am Boden, Traktorreifen, ein Regenschirm und vieles mehr. Anfangs ließ sie sich einfach durchführen. Bis die Angst wieder durchkam. Ich weiß nicht mehr, was genau ich mit ihr tat. Aber irgendwie drehte sie sich zu mir um (Pferde sehen direkt vor sich in 3D, daher wenden sie sich interessanten Dingen immer direkt zu). Ich hielt das Seil lose in der Hand. Plötzlich waren alle Gedanken verstummt.
Da war auf einmal Ruhe in meinem Kopf. Und dann kamen Bilder hoch. Dankbarkeit. Eine unglaubliche Dankbarkeit dafür, dass ich dort sein und mit diesen wunderbaren Tieren arbeiten durfte. Ich spürte, dass es Shadow etwas bedeutete, dass ich da war. Dass sie bereit war, sich zu öffnen.
Für einen kurzen Moment tauchte in meinem Kopf das Wort "Seelenfrieden" auf. Der Moment verging, Shadow orientierte sich wieder an dem, was um uns herum vor sich ging und ich musste mich ebenfalls mit der Außenwelt befassen.
Von diesem Tag an war mir klar, dass dies mein Ziel sein würde: Seelenfrieden zu finden.
Shadow hat mir nie gehört, da ich leider nicht die Mittel hatte, um der Besitzerin ein Angebot zu machen. Wenn es ein Pferd gab, das ich liebend gern gekauft hätte, dann wäre es sie gewesen... Unsere Wege trennten sich, nachdem mein Job auf dem Reiterhof endete.
Ein Danach
Was mit den Pferden so intensiv begann und mir nach und nach so deutlich wurde, setzte sich auch später mit anderen Tieren fort. Dieser Moment, in dem der Kopf schweigt und man ganz mit seinen Gefühlen in Stille sitzt. Vielleicht kann man das Meditation nennen, allerdings entstanden diese Situationen bei mir nie mit Absicht.
Igel-Treff
Zum Beispiel war ich emotional aufgewühlt an einem Abend, an dem ich mich von meinem langjährigen Lebenspartner getrennt hatte. Im Grunde war es keine schlimme Sache, wir gingen einfach getrennte Wege. Aber das Gefühl, plötzlich allein zu sein und nicht mehr jeden Schritt auch für die Beziehung mitzudenken, war so fremd, dass ich eine Weile brauchte um mich dran zu gewöhnen. An dem Abend ging ich in den Park spazieren. Der Himmel war wunderschön und voller Sterne. Eine Weile habe ich mitten auf einer großen Wiese gesessen, die Sterne ganz in Ruhe betrachtet und mir vorgestellt, wie mein Leben jetzt weitergehen sollte. Als meine Gefühle sich beruhigt hatten und in mir nur noch eine angenehme Stille war, wollte ich aufstehen und gehen. Dabei griff ich in etwas stacheliges. Ein Igel hatte sich ganz lautlos angeschlichen und sich dicht an meiner Seite zusammengekugelt um zu schlafen.
Dieser Moment war so einprägsam, weil mir da zum ersten Mal bewusst wurde, dass ich geführt wurde und eben nicht alleine war.
Moment der Stille und Verbundenheit
Du musst an nichts glauben und auch nicht dieselbe Bindung zu Tieren haben.
Worum es mir geht, ist das Gefühl mit sich selbst ganz eins zu sein und zu spüren, dass es nichts gibt, wofür man hetzen, jagen, frustriert sein muss. Alles lässt sich lösen, wenn man mit sich und seinem höheren Selbst in Verbindung bleibt. Es hilft, auch geerdet zu sein und die Schwingungen aus seiner Umgebung positiv wahrzunehmen, aber dafür sollte die Umgebung auch förderlich sein.
Fazit
Was die Tiere mir beigebracht haben, hast du vielleicht in ganz anderer Form selbst schon wahrgenommen oder wirst irgendwann einmal an diesen Punkt kommen.
Suche nicht danach! Jede Suche ist ein Streben und ein innerer Druck, der dich füllt. Aber das Gegenteil möchtest du erreichen, eine positive innere Leere, Entspannung, Gelassenheit und Harmonie. Denn in diesem Zustand bist du zu Dingen fähig, die niemand kann - auch dein Ego nicht. Ich wünsche dir mit diesem Bild im Kopf eine gute Reise!
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