Abgrenzung im Unbewussten - Loslassen im Bewusstsein

Abgrenzung bedeutet nicht nur, einem anderen Menschen Nein zu sagen und die Verantwortung nur für das eigene Handeln zu übernehmen oder sich vor Gefühlen und Erwartungshaltungen anderer zu schützen, die man als hochsensibler Mensch ohnehin immer sehr direkt und intensiv wahrnimmt. 

Abgrenzung kann auch bedeuten, nicht darüber nachzudenken, was andere gerade tun, wie sie sich fühlen, ob sie tun was von ihnen erwartet wird und wie man selbst dazu steht. 
Latenter, unterschwelliger Stress entsteht dort, wo wir uns Ruhe gönnen wollen und dennoch denken: Eigentlich müsste ich jetzt xy tun, mein Familienmitglied ist gerade mit wichtigen Dingen bechäftigt, ich sollte auch etwas nützliches tun, aber stattdessen liege ich auf der Couch und versenke mich in ein spannendes Buch. 

Auf dem Sanften Weg gibt es oft kleine Aha-Momente, dank derer man es schafft, Worte für den eigenen Zustand zu finden. 

Und so ist mir aufgefallen, dass ich am besten entspannen kann, wenn ich weiß, dass meine Umwelt auch gerade entspannt (und das bedeutet auch, den Gedanken an produktive Menschen auszublenden wie z.B. Schichtarbeiter, die gerade wichtige Produkte herstellen oder Rettungskräfte, die gerade Leben retten, während ich versuche, meine Energiereserven aufzuladen). 

Abgrenzung bedeutet für mich vor allem, meine eigene innere Erwartungshaltung nicht davon abhängig zu machen, was andere Menschen tun. (Dies ist ein Grund, warum die Body-Doubling-Methode so gut funktioniert, wenn man aus der Entspannung in die Aktivität gehen will, den Übergang jedoch nicht schafft.)

Meist fällt mir gar nicht auf, dass ich diese Erwartung habe und frage mich, warum ich mich mit entspannenden Dingen beschäftige, aber dennoch keine Kraft tanke, sondern mich gerade von der Entspannung gestresst fühle. 
Nicht die Entspannung stresst - sondern der innere Konflikt zwischen dem, was ich gern tun würde und dem, was ich glaube tun zu müssen (was mir mein Gehirn ohne aktives Zutun permanent aufdrückt). 

Es hat auch damit zu tun, dass meine Sinne beinahe ständig im Außen sind, egal ob ich das will oder nicht. Ich versuche unbewusst alles um mich herum wahrzunehmen und nichts zu verpassen. 

Manche würden das als Reaktion auf zurückliegende Traumata beschreiben - eine Art Absicherung, dass mir keine Gefahr droht. 
Andere könnten sagen, dies ist eben die Aufgabe von uns Hochsensiblen, denn wir sind (ungewollt) das Frühwarnsystem der Gesellschaft. Was uns entgeht, hat vielleicht Folgen für alle. Auch Herleitungen zu der Stellung von Hochsensiblen in frühmenschlichen Gruppen habe ich schon gelesen. So sollen wir sowohl Gefahren als auch Ressourcen für das Überleben der Gemeinschaft schon vor allen anderen erkannt haben. Etwa wie ein Schamane, der die spirituellen Zeichen wahrnimmt und deutet und dadurch allen einen Vorsprung verschafft, die diese Zeichen selbst nicht sehen. 
Ob diese Theorie wissenschaftlich haltbar ist, lasse ich an dieser Stelle offen. 

Mein Anliegen ist nur, dass du, falls du selbst damit kämpfst, etwas mehr Einblick in deine eigenen inneren Vorgänge und Bedürfnisse nehmen und diese überprüfen kannst. 

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