Studie: Alptraum beweist Reinkarnation

Träumen wird von den meisten Menschen immer noch als etwas fantasiereiches, zum Teil aber auch mystisches betrachtet, das wahlweise gar keine oder eine sehr lebensechte Bedeutung haben kann. 
In einigen Fällen kann sich jedenfalls die Wissenschaft nur wundern, wie der folgende Grenzfall beweist. 

In der 2022 erschienenen Studie von James Matlock ("Apparent Past-Life Memories in a Recurring Dream of the 1934 Los Angeles New Year's Flood") wurde die Erfahrung eines Amerikaners mit Posttraumatischer Belastungsstörung bzw. dessen regelmäßig wiederholender Alptraum präsentiert. 
Scott Perry erlitt lebenslang einen immer gleich ablaufenden Traum, in dem er während einer Jahrhundertflut ums Leben kam. Der Wahrheit hinter den Bildern im Kopf ging er schließlich auf die Spur.


Symbolbild. Blondes Mädchen läuft panisch durch eine überflutete Straße


Träume, in denen man stirbt, sind eher selten, können aber stressbedingt und/oder krankheitsbedingt auftreten. Üblicherweise handeln sie nicht vom realen Tod, sondern vom Ende eines Lebensabschnitts bzw. dem Wegfall eines inneren Anteils (etwa einer Erinnerung oder eines Wesenszugs der Person). In Träumen, die durch echte PTBS ausgelöst werden, erwacht man jedoch nicht kurz vor dem Sterben, sondern erlebt seinen Tod ganz realistisch und kann trotz willentlicher Beeinflussung nicht aufwachen. 

Im Fall von Perry gab es allerdings keine nennenswerte Ursache für seine Belastungsstörung oder die Alpträume. Als Startphase galt sein Umzug mit etwa 3 Jahren von Ohio nach Illinois, wobei er 7 Flüsse überquerte und jedes Mal dabei in panische Angst verfiel. Kurz nach dieser Reise begannen die Träume. Da er darüber jedoch nicht sprechen durfte, kehrten die Träume häufig wieder, mindestens einmal im Monat, manchmal öfter und sie enthielten dabei kaum veränderte Details. Entscheidend war die Einordnung durch Perry, dass seine üblichen Träume nämlich verblassten, sobald er aufwachte und dass ihm meist klar war, dass es sich um bloße Träume handelte. Bei dieser Serie von Alpträumen jedoch blieb die Erinnerung so intensiv haften, dass er überzeugt von seiner Realität war und sich die Details noch Jahrzehnte später abrufen lassen.

Perry beschreibt seinen Traum so:

"Mit etwa 3 Jahren - und ich kann noch weiter zurück in der Erinnerung gehen bis etwa 18 Monate - hatte ich wiederkehrende Erinnerungen und Träume, aber es waren immer dieselben, sie veränderten sich nicht. Die Erinnerung begann immer damit, dass meine Mutter mich wecken kam und sagte, dass wir sofort gehen müssten. Ich trug ein weißes Nachthemd mit Spitze. Manchmal fiel mir eine blonde Haarsträhne ins Gesicht. Meine Mutter nahm mich auf den Arm, da war ich noch halb schlafend. Wir rannten aus dem Haus, meine Mutter sagte, wir sollten ins Auto steigen. Mein Vater setzte sich auf den Fahrersitz und ein Junge und ein Mädchen waren bereits auf dem Rücksitz. Ich kannte sie, wusste aber nicht, wer sie waren. Ich erinnere mich daran, dass der Junge in einen blauen Overall und ein weißes Hemd gekleidet war."
Perry beschreibt weiterhin detailliert die Kleidung und Schuhe der Kinder. 
"Das Mädchen war gleich alt, aber ich sah, dass sie Angst hatte und sie sagte mir, dass schon alles gut wird." Dann sagt er:
"Meine Mutter schob mich auf den mittleren Sitz, als sie ins Auto stieg und dann nahm sie mich auf den Schoß. Anschließend hob sie mich an ihre linke Schulter und ich sah darüber hinweg. Sie rief meinem Vater zu, dass er schneller fahren sollte und er antwortete, dass das Auto nicht schneller fahren konnte. Meine Mutter geriet fast schon in Panik."
Im weiteren Verlauf erinnert sich Perry an eine holprige Fahrt und dass er im Rückfenster schmutziges Wasser wie eine große Welle auf das Auto zukommen sah, bis es schließlich das Auto vor sich her schob. Das Rückfenster wurde eingedrückt und das Wasser rann über die Kinder auf dem Rücksitz, die vor Angst schrien. Auch die anderen Fenster wurden durch die Wassermassen eingedrückt."
Perry sah sich selbst durch die Gewalt des Wassers aus den Armen seiner Mutter gerissen und aus dem Auto gespült, wo er zu ertrinken drohte.
An diesem Punkt des Alptraums ist Perry bereits im physischen Alarmzustand, was er nur bemerkt, weil er erwacht. 

Im Anschluss erinnert er sich an seinen Tod, den er als ruhig und friedlich beschreibt. Er kann fühlen, wie Wasser in seine Lungen dringt, weil er versucht, nach Luft zu schnappen. Im nächsten Moment verlässt er seinen Körper, schwebt an die Oberfläche und sieht von da aus ein helles Licht, das ihn auf sich zu zieht. 
Gelegentlich träumt er auch von der Umgebung, die er nach seinem Tod wahrnimmt - alle Häuser und Bäume sind bis zur Oberkante von Wasser umgeben. 

Wer war Scott in seinem früheren Leben?

Tatsächlich konnte die Beschreibung 1:1 in der 1934 stattgefundenen Neujahrsflut von Los Angeles wiedergefunden werden. Offiziell starben bei diesem Unglück 39 Personen und 198 Häuser wurden zerstört. 
Scott Perry wurde 1970 geboren. 
Aufgrund seiner wiederkehrenden Träume fing er an, sich genauer mit dem Geschehen und der Person auseinander zu setzen, die er im Traum war. 

Der Zufall wollte es, dass Perry 2018 eine Dokumentation über den Hollywood Friedhof sah, bei der es auch um die Zwillings-Schauspieler Winston und Weston Doty ging. Sie waren in Montrose, Kalifornien geboren. Sofort fühlte Perry eine intensive Verbindung zu dem Ortsnamen, auch wenn er nicht wusste warum. Daher suchte er nach dem Zusammenhang aus seinem Traum und dem Ort im Internet. Schnell wurde er fündig: Jemand hatte Fotos aus der Zeit der Flut hochgeladen. Man sah den alten Sedan (das Auto der Familie), der umgedreht auf seinem Dach lag. Dabei stand die Bemerkung: "1. Januar 1934; fünf Menschen ertranken, als das Auto und die Rush Avenue Bridge in den Alhambra Wash gespült wurden." 

Scott Perry erkannte das Auto auf dem Foto sofort wieder, weshalb er näher untersuchte, wer die fünf Personen im Wagen gewesen waren. Er stieß auf die Namen John und Elizabeth Moore sowie deren Tochter June Edna Moore, die von 1927 bis 1934 lebte. Die anderen beiden Kinder gehörten zu einer befreundeten Familie, mit der die Moores kurz zuvor noch gefeiert hatten. 

Man konnte anhand der Aufzeichnungen rekonstruieren, dass das Kind, an das sich Scott Perry erinnerte, tatsächlich June Moore gewesen sein muss. Durch einen späteren Kontakt mit einem Nachfahren der anderen Familie kam Perry außerdem an ein Foto von Elizabeth Moore, das in ihm sofort das angstverzerrte Gesicht seiner Mutter aus dem Traum aufsteigen ließ. Bis heute spielt die Todes-Szene von June Moore in Scott Perrys Leben täglich eine Rolle, ob er will oder nicht.

Man hat kurz nach der Flut auch die Leichen auffinden können - der Körper von June war ein ganzes Stück vom Rest der Familie weggespült worden.

Was die Forschung daraus macht

Matlock geht in der Studie danach auf einige Kritikpunkte und offene Fragen ein, bietet zumindest eine vorsichtige Theorie an und gibt dem Fall neues Gewicht. Er überprüft, ob es zum Beispiel noch weitere Fälle von Flut-Unglücken in der Gegend gegeben hat und ob dabei jeweils ebenfalls fünfköpfige Familien im Auto verstorben sind. Es wurde auch rekonstruiert, wo genau sich die Familie Moore auf der Brücke befunden haben muss, als die Flut sie erwischte. Die detaillierte Aufarbeitung ist online abrufbar. 

Matlock selbst ist dafür bekannt, der Reinkarnationsforschung positiv gegenüber zu stehen, was immerhin eine gewisse Voreingenommenheit begründen könnte. Dazu sollte sich jeder selbst eine Meinung bilden. Die Aufarbeitung des Traums und der Flutkatastrophe in dessen Zusammenhang hat Scott Perry allerdings fast ganz allein erledigt und erst nach der Auflösung Kontakt mit der Öffentlichkeit gesucht.

Man sollte dazu sagen, dass solche Fälle extrem selten vorkommen. Fosse et al stellten 2003 fest, dass "nicht mehr als 1-2% der berichteten Träume" echte Erinnerung an reale Ereignisse darstellen. Gemeint sind damit natürlich Vorfälle aus dem jeweils aktuellen Leben. 

Dennoch - oder gerade deshalb - erscheinen Fälle wie der von Scott Perry eine besondere Rolle in der Erforschung von dem einzunehmen, was wir bislang für Aberglaube oder Wunschdenken hielten.


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